Fasten
Interview zur Fastenzeit mit Anne Burgmer, Pfarreiseelsorgerin in Ausbildung in der Pfarrei Herz Jesu Laufen
Fastest Du selbst?
Es hängt ehrlicherweise tatsächlich von Lust und Laune ab. Manchmal gibt es Jahre, in denen ich merke, ja es gibt etwas auf das ich bewusst verzichten möchte. Manchmal springt mich nichts an. Vielleicht wären das die Jahre, wo ich mich zwingen sollte zu fasten. Diese Zeit rutscht dann manchmal irgendwie an mir vorbei. Doch ich denke dann zumindest darüber nach, warum ich nicht fasten kann oder will.
Hast Du Beispiele, was Du schon gefastet hast?
Als Kind habe ich klassisch Süssigkeiten gefastet. Als Erwachsene versuchte ich dann eher, bewusster zu essen. Eine der stärksten Fastenerinnerungen in meinem Leben stammt aber aus meiner Jugend. Da habe ich einmal eine Fastenzeit lang nicht gelästert. Es geschieht so schnell, dass wir bewerten, blöd daher schwätzen – das finde ich ein Unding. Oft kenne ich die Personen gar nicht wirklich, warum rede ich dann so über sie? Diese Erfahrung begleitet mich bis heute.
Also eigentlich könnte man auch mal Wörter fasten?
Ja- oder Floskeln! Warum nicht schweigen, wenn man merkt, dass es nichts zu sagen gäbe, ausser einer Floskel.
Welche anderen kreativen Möglichkeiten zum Fasten, fallen Dir sonst noch ein?
Manchmal habe ich den Eindruck, dass Fasten eine Art Wellnesscharakter bekommen hat. Ich frage mich, ob wir Fasten nicht als positive Energie verstehen könnten. Warum, statt Verzicht auf Schokolade, nicht mal ein Floskelfasten? Lästern fasten und merken, dass wir Sprache zum Frieden benutzen können, zum freundlichen Miteinander, statt zum permanenten Vergleichen oder Bewerten.
Die Fastenzeit könnte eine Zeit sein, in der ich darüber nachdenke, wie ich gelingendes Leben gestalten kann. Welche positiven Effekte es auf der seelischen Ebene geben kann, wenn ich beispielsweise nicht mehr lästere. Ich bin überzeugt, dass es auch mir guttut, wenn ich weniger bewerte und in der Sprache dem Frieden diene.
Fasten könnte aber auch eine Möglichkeit sein, noch gezielter zu fragen: Wie kann ich das, was mir gerade passiert, in Beziehung setzen mit dem Grösseren, in dem ich mich aufgehoben glaube. Wir könnten schauen, wo Gott schon da ist und das feiern. Für mich ist der Begriff des Alltagspilgerns da mittlerweile sehr wichtig geworden.
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